Einblicke aus einem Referat für Führungskräfte
Am Kaderanlass der Sozialen Einrichtungen und Betriebe der Stadt Zürich haben über hundert Führungskräfte in zwölf parallelen Sessions diverse Aspekte zum Thema Mitbestimmung erkundet.
Ich wurde als Referent eingeladen, um die bei Statistik Stadt Zürich gemachten «Good Practices» zum Thema Mitbestimmung vorzustellen. Meine Session fand vier Mal statt, und so hatte ich die Gelegenheit, viele spannende Personen und Führungskräfte kennenzulernen. Neben der Vermittlung des Praxisbeispiels habe ich wichtige Grundsätze der Thematik Mitbestimmung und agiler Führung sowie einige konkret genutzte Methoden präsentiert. Danach konnte ich für die Teilnehmenden relevante Themen vertiefen und Fragen beantworten.
Im Tagungsprogramm wurden meine Sessions wie folgt angekündigt:
Am konkreten Fall von Statistik Stadt Zürich wird gezeigt, wie Mitbestimmung strukturiert werden kann und wie verschiedene Entscheidungsverfahren eingesetzt werden. Es wird aufgezeigt, welche Methoden sich in der Praxis bewährt haben, welche Hindernisse überwunden werden mussten und wie die gemeinsame Arbeit kontinuierlich verbessert werden kann. Wichtige Voraussetzungen wie Verantwortungsübernahme und Menschenbild werden diskutiert.
Aufzeichnung
Eine der Sessions habe ich auf Video aufgezeichnet. Mein 30-minütiges Referat (ohne die Fragen und den Austausch mit den Zuhörenden) teile ich hier. So ist es ausserhalb der Konferenz auch weiteren Personen zugänglich. Das Referat ist in Schweizerdeutsch gehalten. Da keine elektronischen Hilfsmittel zur Verfügung standen, habe ich die wichtigsten Informationen mit Hilfe von Flipcharts präsentiert.
Im Referat bin ich auf neun Themen eingegangen:
Kultur und Menschenbild

Anhand der aus der Transaktionsanalyse stammenden O.K.-Positionen nach Franklin Ernst erkläre ich, warum ich das eigene Menschenbild als wichtige Voraussetzung für eine gelingende Zusammenarbeit und die Förderung der Mitbestimmung erachte.
Nicht alle wollen das

Der Behauptung, dass nicht alle eine höhere Mitbestimmung wollen und Menschen durch Lob und Strafe zur Arbeit gebracht werden müssen, begegne ich mit dem Modell von Douglas McGregor und räume auch gleich mit der falschen Auslegung seiner Idee auf.
Einen eigenen Beitrag zu diesem Thema habe ich hier veröffentlicht: Theorie X und Y – McGregors wahre Botschaft
Mitbestimmung strukturieren anstatt Jeder-kann-mitreden

Meines Erachtens sind Mitbestimmung bzw. agile Führung das Gegenteil vom Laissez-faire-Führungsstil, da sehr viel geregelt und strukturiert wird.

Am Beispiel des Tactical Meetings zeige ich auf, wie ein Teammeeting ohne Führungskraft durchgeführt werden kann, einer klaren Struktur folgt und alle Personen zu Wort kommen lässt.
Entscheide fällen

Wenn Entscheidungen nicht mehr von einzelnen Führungskräften, sondern von ganzen Gruppen getroffen werden sollen, benötigen wir neue Entscheidungsmethoden. In agilen Führungsstrukturen ist beispielsweise der Konsent häufig anzutreffen.

Um den tatsächlichen Entscheidungsspielraum zu verdeutlichen, verwende ich die Metapher einer Strasse mit klarem Ziel am Horizont und Leitplanken zu beiden Seiten. Diese Visualisierung zeigt anschaulich, wie Rahmenbedingungen und Zielausrichtungen den Bereich für wirksame Mitbestimmung definieren.
Neues zulassen

Teil des Konsent ist die Prüffrage, ob ein Vorschlag «good enough for now and safe enough to try» ist. Also ob wir über einen Vorschlag entscheiden, der jetzt umgesetzt werden kann, ohne dass Schaden entsteht. Mit dieser Methode fällt das Experimentieren leichter und man kann gefahrlos üben, Entscheidungen zu fällen.
Verantwortung übernehmen

Anhand des Modells von «The Responsibility Process» wird sehr anschaulich klar, welche Vermeidungsstrategien wir haben und wann wir wahre Verantwortung übernehmen.
Einen eigenen Beitrag zu diesem Thema habe ich hier veröffentlicht: Verantwortung – Die ungenutzte Superkraft
Gewaltfreie Organisation

Eine Organisation, welche auf jegliche Form von Gewalt verzichten will, muss einige Voraussetzungen erfüllen, wie z.B. eine hohe Mitbestimmung sowie die kollektive Entscheidungsfindung.
Konflikte lösen

Der in der Praxis eingesetzte Konfliktlösungsprozess umfasst drei Schritte und erlaubt es, die Mehrzahl der Konflikte zwischen zwei Personen ohne Führungskraft zu lösen.
Laufende Verbesserung der Zusammenarbeit

Eine stärkere Agilisierung und Mitbestimmung geht Hand in Hand mit der regelmässigen Überprüfung der Arbeitsweise und Zusammenarbeit. Retrospektiven sind Treffen, bei denen man rückblickend auf die letzte Arbeitsphase schaut und aus den gewonnenen Erkenntnissen ableitet, was sich für die Zukunft verändern soll.
durchschaut – Dinge anders betrachten von Michael Grüebler ist mit CC0 1.0 gekennzeichnet. Um eine Kopie dieser Lizenz zu sehen, besuchen Sie https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/
Alle Beiträge findest du auch als:
Blog-Artikel: durchschaut.world
Newsletter: durchschaut Newsletter
Podcast: Spotify durchschaut – Dinge anders betrachten | Podcast RSS-Feed
und Video: Youtube @durchschaut-world
Schreibe einen Kommentar